Wohnüberbauung Bernrain Kreuzlingen - Antoniol+Huber+Partner Architekten BSA / SIA - Frauenfeld
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Wohnüberbauung Bernrain Kreuzlingen

Analyse

Das unüberbaute Areal liegt mitten in einem heterogenen Quartier oberhalb des Zentrums von Kreuzlingen, mit attraktivem Blick auf Stadtzentrum, Boden- und Untersee. Unterschiedliche Massstäblichkeiten und Nutzungen prallen hier aufeinander – Grossmassstäbliche Fabrikbauten, Gewerbebetriebe und eine Sternwarte, sowie Einfamilien-, Mehrfamilienhäuser und Villenbauten entlang der Eisenbahnlinie.

Verkehrstechnisch ist das Quartier durch den Bahnhof Bernrain und die Nähe zum nördlichen Autobahnanschluss sehr gut erschlossen und beinhaltet ein gewisses Entwicklungspotential. Städtebaulich wünschenswert wäre eine bauliche  Verdichtung um den zukünftigen S-Bahnhof Bernrain, welcher eine kleinere Zentrumsfunktion mit Park+Ride  und Gewerbenutzungen übernehmen könnte.

Das gegenüberliegende Areal EKT wird durch die Eisenbahnlinie für den Fahrverkehr vom Bahnhof und der Seeblickstrasse abgeschnitten und ist nur einseitig von der Südseite her erreichbar. Für Gewerbenutzungen, welche auf eine gute Erreichbarkeit angewiesen sind, ist es schlecht erschlossen. Dank der attraktiven Aussichtslage eignet sich das Areal in erster Linie für Wohnnutzungen und allenfalls stilles Gewerbe ohne Publikumsverkehr.

Die Topographie des Areals verläuft in Nord-Südlicher Richtung im Gefälle, wobei sich das Gelände in einen steileren oberen Abschnitt und in einen flacheren unteren Abschnitt aufteilt. Weitet man den Betrachtungsperimeter etwas aus, so wird augenfällig, wie im Quartier die Aussen- und Strassenräume hangabwärts fliessen -Richtung See und Stadtzentrum.

 

 

Städtebauliches Konzept

Die Fliessrichtung der vorhandenen Räume, sowie die Ausblickssituation ab der Breitenrainstrasse bestimmen die Stellung der Wohnbauten. Die plastisch ausformulierten, winkelförmigen Baukörper stehen senkrecht zum Hang und schneiden sich präzise in das unveränderte Gelände. Die vielfältigen Zwischenräume öffnen sich hangabwärts, um möglichst vielen Bewohnern Aussicht zu ermöglichen.

An den Arealrändern reagiert die Überbauung mittels vor- und zurückspringender Volumetrie und Höhenentwicklung auf die vorhandene oder zukünftige Bebauung und vermittelt zwischen den unterschiedlichen Massstäben.

Die Topographie teilt das Areal in ein oberes und unteres Baufeld. Dazwischen liegt die innere Haupterschliessung, das eigentliche Zentrum der Überbauung. Sie dient dem gemeinschaftlichen Miteinander, mittels Spielflächen, Kleinkinderspielplätzen und angrenzenden Gemeinschaftsräumen.

Für die obere und die untere Bebauungszeile gilt je eine konstante Gebäudehöhe, so dass auf Grund des Geländeverlaufs die Bauten südseitig nur 2-geschossig und nordseitig 4- geschossig sind. Die Höhendifferenz des Geländes wird mit einem Sockelgeschoss aufgenommen, welches Richtung Bahn und Haupterschliessung als Vollgeschoss genutzt werden kann und südseitig als Hochparterre in Erscheinung tritt. Alle Hauszugänge, Keller- und Veloräume befinden sich im Sockelgeschoss. Das als Vollgeschoss ausgebildete Attikageschoss bildet den Gebäudekopf und verdichtet so die Siedlung hangabwärts.

 

 

Verkehrskonzept

Die Seeblickstrassse wird im Bereich S-Bahnstation Bernrain zum Bahnhofplatz ausgeweitet mit Umsteigefunktion zwischen Auto, Bus und Bahn. Mit einer Fussgängerunterführung wird nach Schliessung des Bahnübergangs beim alten Bahnhofgebäude das südseitige Quartier angeschlossen.

Die bestehende Einmündung Ulmenstrasse wird mit der Zufahrt und Tiefgarageneinfahrt zur neuen Überbauung kombiniert und weiter nach Westen verlegt. Die bestehende Bebauung an der Strasseneinmündung erhält so einen grösseren Garten und wird etwas vom Verkehr entlastet.

Die innere Haupterschliessung des Areal EKT soll zukünftig westseitig weitergeführt und so die Neubauquartiere untereinander vernetzten. Ab der neuen Tiefgarageneinfahrt ist die neue Ost-Westverbindung für den Fahrverkehr gesperrt. Ausnahmen bilden Feuerwehrzufahrt und „Zügelverkehr“. Westseitig soll der Fahrverkehr so weit wie nötig in eine zukünftige Überbauung geführt werden und in einem Wendeplatz enden.

Ein sekundäres Fusswegnetz in Nord-Süd-Richtung verbindet die neue Überbauung mit der Breitenrainstrasse und dem Bahnhofgebiet. Der bei der Unterführung Bergstrasse beginnende Fussweg wird westwärts verlängert und mit dem neuen Fusswegnetz verbunden.

Ab der neuen Unterführung Bernrainstrasse könnte zukünftig eine Einfahrt direkt in eine Park+Ride Anlage münden, welche ihren Fussgängerzugang am neuen Bahnhofplatz hat.

 

 

Freiraumkonzept

Die Zwischenräume sind mit einer frei zugänglichen Magerwiese begrünt und mit locker angeordneten Schnurbäumen durchsetzt. Im Nahbereich der Bauten wird Rosmarinweide gepflanzt. Die innere Haupterschliessung, unter welcher sich die Tiefgarage befindet, ist abwechselnd mit Netstaler Schotter und Betonbändern belegt und wird durch die Schnurbäume räumlich unterbrochen.

Ein öffentlich zugänglicher Baumhain bei der neuen Fussgängerunterführung bildet zwischen Wohnüberbauung und Industriezone einen räumlichen „Puffer“.

Eine Baumreihe mit Sitzbänken bildet nördlich des Bahnhofs bildet den räumlichen Abschluss des Bahnhofplatzes gegenüber den Wohnbauten.

Der Grünzug entlang der Eisenbahnlinie wird so weit wie möglich westwärts weitergeführt und findet in einem Grünbereich am westlichen Ende der Seeblickstrasse seine Fortsetzung.

Wettbewerb:

2011, 2. Preis