Kunstmuseum Thurgau

Es stellte sich die nicht unbedeutende Frage der Unterscheidung zwischen reiner Rekonstruktion und möglicher Interpretation.

Beschrieb

Im Rahmen des Studiums der grundsätzlichen Nutzungsmöglichkeiten bestehender oder wieder aufzubauender Gebäude in der Kartause wurde dem kantonalen Kunstmuseum der nördliche Flügel des wieder zu erstellenden Kreuzganges mit sieben dazugehörigen Klausen für Ausstellungsräume zugewiesen. Das architektonisch-gestalterische Programm erstreckte sich somit auf den Wiederaufbau (Kreuzgang Nord und Mönchshäuser) wie auch auf die Restaurierung und Nutzbarmachung mehr oder weniger gut erhaltener Räume (Nordkeller, Gewölbekeller) zu Ausstellungszwecken.

Aufgrund einer umfassenden Analyse der bestehenden Anlage liess sich eine beeindruckend starke geometrische Systematik aufspüren. Es zeigte sich, dass sowohl Klausen wie auch Kreuzgang im Grund- und Aufriss konsequent auf dem Quadrat aufgebaut sind. Unser Projektvorschlag sah deshalb den volumetrischen Wiederaufbau von Klausen und Kreuzgang auf eben dieser vorgefundenen Systematik vor; und dies mit jener Präzision, die heute im Bauwesen selbstverständlich ist.

Auf den freigelegten Fundamenten sollten also sieben identische Ausstellungskabinette entstehen, wobei die Fundamente, im Hausinnern – gleichsam als Zitat – in ihrer ursprünglichen Art belassen, auch optisch den Bezug zur historischen Situation herstellen. Auf drei Seiten vor die Aussenwand gestellte Reflektoren würden ein blendungsfreies Seitenlicht ergeben und als Auflager für die in die Dachkonstruktion integrierte Galerie dienen. Neben der didaktischen Aufgabe, Informationen zum kulturellen Umfeld des Künstlers zu liefern, übernähme sie neben der Ausstellungsbeleuchtung mit Kunstlicht auch die Aufgabe, den hohen, sakral wirkenden Raum zu gliedern.

Neben der formalen Gestaltung der Fassaden als Spiegel der neuen Funktion hatte vor allem auch die Materialwahl die angestrebte Datierbarkeit zu gewährleisten. Entsprechend dem Grundsatz der Kartauser Bauleute – Grosszügigkeit in der Gesamtanlage, Sparsamkeit in der Materialwahl – war das äussere Erscheinungsbild geprägt durch grossformatige, warmtonige Betonformsteine, durch gekalkte Holzkonstruktionen, dunkel gefärbte Hartbetonböden und weiss gekalkte Wände im Innern.

Die auf dieser Basis entwickelten Entwurfsvorstellungen liessen sich in der vorgesehenen Konsequenz bei Baukommission und Denkmalpflege nur teilweise durchsetzen. Die eingesetzten Reflektoren wurden zugunsten von ruhigeren Ausstellungsflächen begradigt und die für den gestalterischen Ausdruck eines Museums bestimmende Belichtung mit Tageslicht auf wenige Sichtbezüge zum Aussenraum reduziert. Die vorgesehene Galerie mutierte zu einem gazebespannten Baldachin, der die nun wichtigere Belichtung mit Kunstlicht auf ein angenehmes Mass dämpft.

Projekt + Ausführung

1981/83

Auftraggeber

Stiftung Kartause Ittingen

Mitarbeit

Christian Toscan