Alterswohnungen Siegershausen

Ausgangslage

 

Der zunehmende Bedarf nach altersgerechten Wohnungen in der Gemeinde Kemmental führte 2008 zur Gründung der Genossenschaft Wohnen im Alter – WimA. Die WimA konnte an der Alterswilerstrasse in Siegershausen von der Gemeinde im Baurecht ein Grundstück erwerben. Dieses befindet sich in ländlicher Umgebung, zwischen dem alten Dorfkern und einem schönen Obstgarten.

2014 wurde ein anonymer Architekturwettbewerb durchgeführt. Ziel war, Lösungsvorschläge für eine Wohnanlage mit rund zwanzig altersgerechten Wohnungen und einer Arztpraxis zu erhalten.

Das nun realisierte Projekt „Weitblick“ von Antoniol+Huber+Partner überzeugte die Jury als unkonventioneller Vorschlag zum Thema zeitgenössische Alterswohnungen auf dem Lande, sowie durch seine ortsbaulichen und architektonischen Qualitäten.

 

 

Ortsbauliche Aspekte

 

Die volumetrische Komposition aus zwei an den Längsseiten zusammengebauten, gegeneinander verschobenen Baukörpern konzentriert das gesamte Raumprogramm in einem einzigen Haus, welches sich dank der Staffelung und Längsausrichtung harmonisch und dennoch eigenständig in den gewachsenen, dörflichen Kontext einfügt. Das Gebäude wird giebelständig an die Alterswilerstrasse gestellt, um gleichzeitig den Bezug zum alten westlichen Dorfteil herzustellen und einen baulichen Abschluss zu bilden. Auf diese Weise wird ein Spannungsfeld aufgebaut zwischen der Dorfbebauung und dem grosszügigen Obstgarten auf der Ostseite. Davon profitieren die Wohnungen, welche teils zum Dorf und teils zum Baumgarten orientiert sind. Alle geniessen auch den Ausblick in die freie Landschaft.

Ein kleiner Zugangshof ist zum Dorf hin orientiert und führt in die zentrale Eingangshalle, welche als kombinierter Eingang für Arztpraxis, Wohnungen, Allzweckraum und Tiefgarage funktioniert.

 

 

Die innere Organisation

 

Die beiden zusammengeschobenen Baukörper umschliessen einen gut belichteten, wohnlichen und grosszügigen Erschliessungsraum. Neben der reinen Zirkulationsfunktion dient diese „innere Gasse“ auch als informeller Begegnungs- und Aufenthaltsort. So öffnen sich die Küchen in kleine, individuell nutzbare Eingangsnischen entlang dem Korridor und bieten, bei Bedarf, die Möglichkeit zum Kontakt mit den Nachbarn. Das Herzstück des Erschliessungsraums ist die über ein Zenitallicht belichtete, einladende Treppe.

Der Wohnraum ist der zentrale Ort der Wohnung und orientiert sich auf die Loggia. Daneben bildet er einen erkerartigen Raumteil, der sich in die freie Landschaft öffnet. Die Loggia kann sowohl vom Wohnraum, als auch vom Schlafzimmer aus betreten werden und bildet so einen wertvollen Aussenraum. Die Durchschreitbarkeit lässt die Wohnung grösser erfühlen.

 

 

Die Materialisierung

 

Auf einem massiven Sockel aus Beton sind die Bauteile über Terrain als Holzsystembau ausgeführt und sind in vorvergrauter Holzschalung verkleidet. Die Dächer sind in Kupfer-Titan-Zink Eindeckung realisiert und betonen die Einheitlichkeit des Baukörpers.

 

 

Gestalterische Überlegungen

 

Ruhige, leicht geneigte Dächer und schlanke Baukörper stellen die Beziehung zum gewachsenen Dorf auf eigenständige Weise her. Die Aussenbereiche der Wohnungen, gebildet aus Loggien, welche wenig über die Fassade hinaus

stossen, tragen zum ruhigen Erscheinungsbild bei und eröffnen den Bewohnern angenehme und windgeschützte Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien.

 

Wettbewerb:

2014, 1. Preis

Auftraggeber:

Genossenschaft WimA

Projekt und Ausführung:

2016-2018

Mitarbeiter:

Sascha Mayer, Roland Wittmann, Felix Wolfrum, Gabi Schmid, Pablo Huber, Fabian Lobsiger

Fotografie:

Roland Bernath